Postmeilensäule - Rittergutsschloss Taucha • Rittergutsmuseum • Kulturscheune • Haugwitzstube

Förderverein Schloss Taucha e. V.
Wir begehen 2024 das Festjahr anläßlich "1050 Jahre Ersterwähnung Burgort Cothug" | Wir sind Mitglied im Tauchaer Kulturkreis
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Hist. Schriftverkehr
Aufzeichnung über den Fund des originalen Restsockels Schriftverkehr B. Köppe an Museum Taucha - 12.07.1987 Bericht Bernhard Köppes über die 1. Besichtigung des Fundes - 26.11.1987 Bericht Bernhard Köppes über die 2. Besichtigung des Fundes mit Vorschlag der Restaurierung - Mai 1988
Rechercheergebnisse von Jürgen Ullrich
Auszug aus unserem Denkmalheft aus dem Jahr 2015
Das Projekt „Ganzmeilensäule Nr. 4“
Als mein Freund und langjähriger 1. Vorsitzender des Förderverein Schloß Taucha Studienrat Jürgen Ullrich im Jahre 2011 mit dem Projekt „Grabsanierung der Grabmale General Manteuffels und des Captains Bogue“ zu mir als seinem damaligen Stellvertreter kam und dazu eine Bürgerschaftliche Initiative initiierte, welche 2013 im 200. Jahr der Völkerschlacht zu Leipzig in ihrer festlichen Einweihung auf dem Tauchaer Friedhof mündete, erwähnte er auch eine Postmeilensäule und kam dabei regelrecht ins Schwärmen.

Als wir einige Jahre später das erste von zwei Denkmalheften entwarfen, erzählte mir Jürgen erneut ganz begeistert von einer ehemaligen Postmeilensäule - und wie toll es wäre, wenn diese wieder in Taucha aufgestellt werden würde. Seine bis dahin getätigten Recherchen flossen in diese Denkmalhefte mit ein und danach geriet die Sache offenkundlich in Vergessenheit.

Doch mitnichten!

Er verfolgte seine Idee mit Enthusiasmus, Zielstrebigkeit und hoher geschichtlicher Genauigkeit - und so kamen seine ersten Vorstellungen 2016 in die Öffentlichkeit.

Da sage mal noch einer, man komme auf der jetzigen B 87 nicht gut voran. Was sind schon zwei staureiche Stunden nach Torgau?

Sage und schreibe neuneinhalb Stunden betrug im Jahr 1723 die Wegezeit von Taucha in die heutige Kreishauptstadt. Und auch ins nahe Eilenburg wurden auf der Tauchaer Postmeilensäule mehr als drei Wegstunden angezeigt.

Heute nun wird ein Nachbau der Säule errichtet. Konkret handelt es sich um eine sogenannte Ganzmeilensäule. Sie soll in Taucha einst an der Leipziger Straße - in Richtung Altstadt gesehen rechterhand - an einer Stelle zwischen den Einmündungen Südstraße und Windmühlenstraße gestanden haben.

Genauer konnte der alte Standort nicht definiert werden. Dennoch habe man viel über diese Säule in Erfahrung bringen können. „Uns hat dabei sehr die Forschungsgruppe Kursächsische Postmeilensäulen geholfen. Sie war von der Idee begeistert, in Taucha so eine Säule wieder herrichten zu lassen“, erzählte Jürgen damals.

Er hatte sich daran erinnert, dass im Tauchaer Museum einst noch der Rest eines originalen Postmeilensockels aus dem Jahr 1723 vorhanden war. Seine Suche nach diesem Exponat war vergeblich, es war weg.

Jürgen schrieb nun auf gut Glück Steinmetze in der Region an, ob sie etwas über den Verbleib des aus Rochlitzer Porphyr bestehenden Tauchaer Sockels wüssten. Und tatsächlich meldete sich ein Steinmetz aus Narsdorf - die Firma Naturstein Hirsch. Der einstige Tauchaer Museumsleiter Rolf Dunkel habe ihm den Sockelrest zur Einlagerung gegeben.

Aus seiner anfänglichen Idee, den vom Zahn der Zeit beschädigten historischen Sockel als Museums-Exponat wieder herrichten zu lassen, wurde dann das Projekt, die komplette Kursächsische Ganzmeilensäule wiedererrichten zu lassen.

„Dafür musste eine denkmalpflegerische Zielstellung ausgearbeitet und eingereicht werden. Dazu eine technische Zeichnung mit originaler Beschriftung. Außerdem muss neben der Säule ein Schild aufgestellt werden, das sie als Technisches Denkmal ausweist und entsprechende Erläuterungen dazu enthält“, erzählte Jürgen über die Anforderungen, die es für dieses Projekt zu erfüllen galt, in einem damaligen Zeitungsartikel.

Ohne die Hilfe der Forschungsgruppe Kursächsische Postmeilensäulen wäre das alles wohl nicht so schnell und akkurat zu erledigen gewesen.

„Die Gruppe ist schon in vielen Orten Sachsens tätig geworden und hat entsprechende Erfahrungen gesammelt. Umso mehr freute sie sich, dass nun auch Taucha so eine historische Säule wieder aufstellen lassen will“, berichtete Jürgen von den Kontakten mit der Gruppe.
Aus den Unterlagen
Titelblatt Technische Zeichnung der Ganzmeilensäule Standortfestlegung Standortfestlegung Standortfestlegung Artikel in der LVZ v. 2016
Da der alte Standort verbaut, beziehungsweise mit Bäumen gesäumt und damit für so ein einzelnstehendes Denkmal nicht mehr geeignet ist, ging er damals mit Experten der Forschungsgruppe und Tauchas Bürgermeister Tobias Meier auf Standortsuche.

Allzu weit weg vom historischen Fleck dürfe der Säulennachbau aber nicht aufgestellt werden. „Wir wurden an der neugestalteten B 87-Doppelkreuzung Leipziger / Portitzer / Graßdorfer Straße fündig. Dort gibt es ein städtisches Grundstück und Platz. Die Säule wird von allen Seiten aus gesehen und kann ihre Wirkung entfalten“.

An dem berühmt-berüchtigten Bundesstraßen-Nadelöhr zwischen Leipzig und Eilenburg herrscht reger Verkehr, sodass dort der neuen Säule viele Bewunderer garantiert sind.

Mit seinen 3,86 Metern Höhe sollte der obeliskartige Entfernungsanzeiger auch nicht zu übersehen sein. Geziert wird die elegante Säule mit einem vergoldeten Posthorn und den gleichfalls vergoldeten Initialen AR.

Diese stehen für „Augustus Rex“ in Erinnerung an den sächsischen Kurfürsten August den Starken, der 1721 den Befehl zur Setzung steinerner Meilensäulen an allen Land- und Poststraßen sowie zur Errichtung von Distanzsäulen vor den Toren der Städte erlassen hatte. Zudem stehen auf dem Stein dann in schwarzer Schrift die Jahreszahl 1723 und die Anzahl der jeweiligen Wegestunden nach Eilenburg, Torgau und Leipzig.

Eine halbe Kursächsische Postmeile waren 4,531 Kilometer und bedeuteten eine Wegstunde. Auch das alles soll künftig auf dem Erläuterungsschild zu lesen sein.

Die Tauchaer Ganzmeilensäule war 1723 die Nummer 4 an der Poststraße Leipzig-Eilenburg-Torgau. Sie stand am Postkurs Leipzig-Breslau im Zuge der Via Regia.

„Die Säule an diesem Standort wird ein beliebtes Fotomotiv für Touristen oder Hochzeitspaare“, war sich Jürgen sicher.

Eine noch größere, eine sogenannte Postdistanzsäule soll auf dem Tauchaer Markt gestanden haben, aber dazu gebe es keine Dokumente.

2019 gab Jürgen Ullrich den Auftrag an den Steinmetz zur Neuerrichtung. Mit Zustimmung der Unteren Denkmalbehörde durfte der Rat des Steinmetzes befolgt werden, auf die Einarbeitung des maroden Sockels zu verzichten. Dieser soll im Museum seinen Platz finden.

Die Säule wurde nun komplett neu aus Rochlitzer Porphyr gefertigt.
Festakt zur Wiedereinweihung am 24.08.2024
In Anwesenheit der Vizepräsidentin des Sächsischen Landtags, Luise Neuhaus-Wartenberg, Tauchas Bürgermeister Tobias Meier, Stadträten, Vertretern der Steinmetzfirma Hirsch, der Forschungsgruppe Kursächsische Postmeilensäulen sowie vielen interessierten Tauchaern wurde am 24. August 2024 die historische Postmeilensäule Nr. 4 auf dem Weg von Leipzig nach Eilenburg wieder aufgestellt.

Es war das Herzensprojekt des Anfang diesen Jahres plötzlich verstorbenen Schlossvereinsvorsitzenden Jürgen Ullrich, der im Jahre 2011 mit dem Projekt „Grabsanierung der Grabmale General Manteuffels und des Captains Bogue“ beschäftigt war und dabei auf die Säule gestoßen ist, die ihm seit dem nicht mehr losgelassen hat.

Seine akribischen Recherchen führten schließlich zum Erfolg. Es meldete sich ein Steinmetz aus Narsdorf - die Firma Naturstein Hirsch, die vom einstigen Tauchaer Museumsleiter Rolf Dunkel einen Sockelrest der ehemaligen Säule zur Einlagerung erhalten hatte. Zwar musste Ullrich von seinem ursprünglichen Plan, den vom Zahn der Zeit beschädigten historischen Sockel als Museums-Exponat wieder herzurichten, Abstand nehmen, aber dafür reifte in ihm die Idee, die Postmeilensäule als Ganzmeilensäule komplett aus Rochlitzer Porphyr neu zu fertigen. Unterstützung fand er dabei vor allem bei der Forschungsgruppe Kursächsische Postmeilensäulen.

Doch es musste noch ein neuer Standort gefunden werden, der alte war verbaut und mit Bäumen umsäumt, und damit für ein einzelnstehendes Denkmal ungeeignet. Gemeinsam mit Tauchas Bürgermeister wurde man auf der Verkehrsinsel an der neugestalteten B-87-Doppelkreuzung Leipziger/Portitzer/Graßdorfer Straße fündig. Dort kann die Säule nun auf einem städtischen Grundstück von allen Seiten aus gesehen werden und ihre Wirkung voll entfalten.

2019 gab Jürgen Ullrich den Auftrag an den Steinmetz zur Neuerrichtung. Doch durch viele (vor allem Corona bedingten) Verzögerungen, konnte die Säule nun erst am 24. August eingeweiht werden. Jürgen Ullrich war es nicht mehr vergönnt, die Verwirklichung seines Herzensprojektes mit zu erleben. Aber wie sagte seine Tochter zu den zahlreichen Anwesenden: „Mein Vater wäre ganz Stolz auf Euch“ und dankte insbesondere ihrer Mutter Susanne, die das Projekt gemeinsam mit dem Förderverein Schloß Taucha zu Ende gebracht hat.

Der neue Schlossvereinsvorsitzende Hans-Jörg Moldenhauer schloss seine Rede zur Eröffnung mit den bewegten Worten: „Die Postmeilensäule wird immer mit seinem Wirken in Verbindung stehen und in unserer Erinnerung bleiben“.

Als Gesandter des sächsischen Hofes eröffnete Graf Georg Carl von Haugwitz in der Figur des historischen Darstellers Manfred Twarog die Zeremonie, dass der Befehl seines Vorgesetzten König Friedrich August vom 01.09.1721 zur Errichtung von Postmeilensäulen endlich durchgeführt wird.

Für Bürgermeister Tobias Meier ist die wiedererrichtete Säule ein Symbol für die heutige historische Verbundenheit der sächsischen Gemeinden. Auf der 3,86 m hohen Säule stehen nun in schwarzer Schrift die Jahreszahl 1723 und die Anzahl der jeweiligen Wegestunden nach Eulenburg (3,5 Std.) und nach Torgau (9,5 Std.) und Leipzig (2 Std.).

Die auf der Säule angegebenen Entfernungsangaben wurden damals übrigens mit einem von Adam Friedrich Zürner aus Skassa (1679 - 1742) speziell konstruierten Messwagen in Form eines kursächsischen Reisegepäckwagens exakt ermittelt. Dabei gab das Hinterrad des Wagens mit dem Umfang einer Dresdner Rute (4,531 m) jede Umdrehung mittels einer Kette an ein Zählwerk im Wagen weiter.

Zu den Gästen der feierlichen Einweihung der Postmeilensäule zählte auch eine Delegation aus der Region Auvergne-Rhône-Alpes in Frankreich, wo sich Tauchas Partnerstädte Chadrac und Espaly befinden. Gemeinsam mit dem Partnerschaftsverein „Freundeskreis Taucha - Chadrac-Espaly e. V.“ feiern sie zum Stadtfest die 32 Jahre gelebte Städtepartnerschaft. Für die französischen Gäste wurden die Eröffnungsreden extra durch einen Dolmetscher übersetzt.

Hoffen wir, dass sich Jürgen Ullrichs Prophezeiung „Die Säule an diesem Standort wird ein beliebtes Fotomotiv für Touristen oder Hochzeitspaare“ erfüllt. Die Einweihung war zumindest ein sehr guter Anfang, zumal sich alle Anwesenden in der historischen Chronik von Taucha verewigen konnten.
Text: Mathias Kudra
Der legendäre Opel Blitz von Kurt Pfeil brachte die französischen Gäste zum Festakt der Postmeilensäule. Zahlreiche Gäste nahmen am Festakt teil. Als Ambassador (Gesandter) des sächsischen Hofes eröffnete Graf Georg Carl von Haugwitz die Zeremonie. Die Festreden - hier vom Vorstandsvorsitzenden Hans-Jörg Moldenhauer - wurden simultan ins Französische übersetzt. Die Festreden - hier vom Vorstandsvorsitzenden Hans-Jörg Moldenhauer - wurden simultan ins Französische übersetzt. Zahlreiche Gäste nahmen am Festakt teil. Erinnerungsplatte an den Initiator Jürgen Ullrich. Auch die bewegten Worte der Tochter Tina Ullrich wurden vom Dolmetzscher live übersetzt. Bürgermeister Tobias Meier würdigt das Projekt und seinen Initiator. Bürgermeister Tobias Meier würdigt das Projekt und seinen Initiator. Alle Anwesenden - voran die Familie des Initiators Jürgen Ullrich - trugen sich in Tauchas Chronik ein. Alle Anwesenden - voran die Familie des Initiators Jürgen Ullrich - trugen sich in Tauchas Chronik ein. Alle Anwesenden trugen sich in Tauchas Chronik ein. Ambassador Graf von Haugwitz, Schlossvereinsvorsitzender Hans-Jörg Moldenhauer und Tauchas Bürgermeister Tobias Meier kurz vor der Wiedereinweihung. Die Ganzmeilensäule Nr. 4 strahlt in neuem Glanz. v.l.: Graf Georg Carl von Haugwitz, Hans-Jörg Moldenhauer, Tobias Meier, Steinmetz Hirsch, Susanne Ullrich, Tina und Jan Ullrich v.l.: Graf Georg Carl von Haugwitz, Hans-Jörg Moldenhauer, Tobias Meier, Steinmetz Hirsch, Christiane Mosnier, Corinne Bringer, Susanne Ullrich, Tina und Jan Ullrich Alle Anwesenden trugen sich in Tauchas Chronik ein.
Der Ambassador des sächsischen Hofes Graf Georg Carl von Haugwitz. Steinmetz Hirsch, Tina Ullrich und der Dolmetscher Graf Georg Carl von Haugwitz und Hans-Jörg Moldenhauer kurz vor der Enthüllung. Graf Georg Carl von Haugwitz, Hans-Jörg Moldenhauer  und Tobias Meier kurz vor der Enthüllung. Graf Georg Carl von Haugwitz und Hans-Jörg Moldenhauer kurz vor der Enthüllung. Graf Georg Carl von Haugwitz kurz vor der Enthüllung. v.l.: Graf Georg Carl von Haugwitz, Hans-Jörg Moldenhauer, Tobias Meier, Steinmetz Hirsch, Susanne Ullrich, Tina und Jan Ullrich Die Ganzmeilensäule Nr. 4 Leipzig - Eilenburg in ganzer Pracht. Die Ganzmeilensäule Nr. 4 Leipzig - Eilenburg in ganzer Pracht. Die Ganzmeilensäule Nr. 4 Leipzig - Eilenburg in ganzer Pracht.
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